Vom Tanz über Übungen zur Psychotherapie - Geschichte des PBSP

Albert Pesso und Diane Boyden-Pesso waren als Tänzer, Tanzpädagogen und Choreographen der School of Contemporary Dance von Martha Graham verbunden, in der das Äußern von Emotionen insbesondere 1962-1968 im Vordergrund stand. Sie wollten Broadwaytänzern helfen, ihre Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.

Sie fragten sich, „…warum manche Tänzer, trotz langjährigen und intensiven Trainings, nicht in der Lage waren, bestimmte Emotionen überzeugend auf der Bühne zu zeigen. Die Tanzbewegung wurde technisch einwandfrei ausgeführt, aber der Körper sprach nicht. Es war, als ob der Tänzer eine kurze Zeit seine Konzentration verlor, nicht mit seinen Gedanken oder Gefühlen dabei war. Als Al und Diane versuchten, dies zu ergründen, erschien manchmal eine starke Emotion oder eine schmerzliche Erinnerung. Fasziniert durch dieses Ereignis von Dissoziation und Assoziation, vertieften die Pessos sich in die psychoanalytische und entwicklungspsychologische Literatur. Stagnationen in der Entwicklung des jungen Kindes schienen sich unter anderem in körperlichen Blockaden zu äußern. Diese waren häufig mit traumatischen Erfahrungen und frustrierten Bedürfnissen verbunden (u.a. Howe 1991).

Die Pessos wurden eingeladen, ihre Arbeit in psychiatrischen und therapeutischen Einrichtungen und Zentren (Belmont und Boston) weiterzuentwickeln…
Ihre Aufmerksamkeit verschob sich von der Expression der Emotionen und Katharsis zur Integration einer symbolischen, körperlich-physischen Erinnerungsalternative (Pesso 1969 und 1973)…/…In der Zusammenarbeit mit dem Therapeuten konstruierte der Klient ein Gegenmittel (Antidot), eine alternative Erfahrungsgeschichte, die als Gegengewicht gegenüber der ursprünglichen Geschichte dient…: so hätte es für mich als Kind eigentlich sein müssen! Die im richtigen Altersabschnitt durch die richtigen Personen (symbolisiert durch Rollenspieler) sensorisch erlebten positiven Interaktionen - auditiv, visuell, taktil und kinetisch - sollten als new synthetic memory (auch bezeichnet als new map) gespeichert werden… Die Erwartung war, dass sich der Klient besser in seinem Körper fühlen und ein größeres Repertoire an Verhaltensalternativen zur Verfügung bekommen soll.”
(Zitat aus: Lowijs Perquin, Die Bühnen des Bewusstseins oder: Werden, wer wir wirklich sind.)

Man kann sagen, dass die Pessos ab 1965 vom technischen Tanztraining weg und zu einer Form der Bewegungstherapie hin gefunden haben. In diesem Zusammenhang entwickelten sie eine ganze Serie von psychomotorischen Übungen, die bis heute noch ihre Gültigkeit und Bedeutung haben.
Zunächst galt es, die Unterschiede in den Bewegungsmodalitäten herauszuarbeiten und bewusst zu machen:
Vertrauen in die körperlichen Reflexe - Kontrolle über die bewusste Motorik - spontane, emotionale Bewegungen. Weiterhin wurde und wird exploriert, wie individuell die räumliche Beziehung zu einzelnen oder in der Gruppe unter verschiedenen Vorgaben (Abstand, Winkel, Gesten, Augenkontakt) konkret-symbolisch erfahren wird.

Mit der Inszenierung der genau passenden, befriedigenden und validierenden Interaktion war das Konzept des akkomodierenden Rollenspiels in Bezug auf den Protagonisten (Klienten) geboren, sowie das hilfreiche Basisschema: Energie > Aktion > Interaktion > Befriedigung > Validierung > Integration (der zuvor blockierten Emotionen), welches besagt, dem Moment der größten Energie beim Klienten zu folgen und in seiner Möglichkeitssphäre die passenden Aktionen und Interaktionen anzubieten, die symbolisch und körperlich die Befriedigung von wesentlichen Grund- und Entwicklungsbedürfnissen ermöglichen, die dann validiert und integriert werden wollen. Eine Reinszenierung der alten persönlichen Geschichte wird seit einigen Jahren immer mehr vermieden, um die alten negativen Erinnerungsspuren nicht noch zu verstärken.